Westsachsen/Zwickau.- Am gestrigen Freitag, einen Tag vor dem offiziellen Beginn der umstrittenen 4. Sächsischen Landesausstellung in Zwickau, hatten die Organisatoren zur „Zentralen Pressekonferenz“ geladen; eine Begriffswahl, die sich jedoch bereits zu Beginn als dreister Euphemismus entpuppte.
Tatsächlich bestand die Veranstaltung durchgehend aus einer Aneinanderreihung von kurzen Redebeiträgen, die voll des Lobes für die Organisatoren und die anwesenden Polit-Akteure waren. Einzig Sachsens Wirschaftsminister Martin Dulig (SPD) ließ vermelden, dass er drei (!) Fragen von ausgesuchten Medienvertretern zuließe, die er zudem dann noch in einem hermetisch abgeriegelten Bereich beantwortete. Kritische Fragen, wie zum Beispiel zu den Folgekosten der Ausstellung, dem Rückbau der monströsen Fundamente, die man eigens für den Besuchereingang (welcher nach der Ausstellung nicht mehr benötigt wird), in den Boden gestampft hatte und die massiven Beschädigungen der denkmalgeschützten Fassade des Ausstellungsgebäudes blieben auf diese Weise leider auf der Strecke. Schon am Eingang gab es Versuche, einzelne Medienvertreter „aus Platzgründen“ zu selektieren. Der Vertreter der Westsächsischen Zeitung, den man zunächst nicht zulassen wollte, konnte sich erst nach intensiver Diskussion Zugang zur vermeintlichen „Pressekonferenz“ verschaffen. Der Rundgang mit Noch-Oberbürgermeisterin Pia Findeiß (SPD), ihrer Nachfolge-Kandidatin Kathrin Köhler (CDU), Martin Dulig (SPD) und diversen Mitgliedern der Landesregierung fand hingegen ausschließlich mit handverlesenen Medienvertretern statt.
Der Auftritt von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) um die Mittagszeit gestaltete sich ähnlich. Um „Dialog mit Jugendlichen“ zu simulieren, führte man Kretschmer drei offenkundig eigens zu diesem Zwecke gecastete Jugendliche zu, mit denen er sich dann bei vermeintlich „spontaner“ Plauderei ablichten ließ.
Insgesamt, so berichteten zahlreiche Medienvertreter und einige örtliche Politiker hinter vorgehaltener Hand, wirkt das Erscheinungsbild der Landesausstellung sehr düster und wenig einladend. Kritiker des Konzepts sehen in der Machart der Ausstellung eine gigantische Verschwendung von Steuergeldern ohne jeglichen bleibenden Mehrwert für die Stadt Zwickau und ihre Bürger. Zum trüben Erscheinungsbild der Ausstellung passen auch die Ankündigungen von Kurator Thomas Spring und seiner Kollegen, die Verbrechen der NS-Zeit im Kontext der regionalen Industriegeschichte als einen der Hauptschwerpunkte eingehend beleuchten, um ein Zeichen für ein „weltoffenes“ Sachsen setzen zu wollen.
Ob diese ideologische Einfärbung und die triste Optik der Ausstellung zu deren Erfolg beitragen werden, bleibt abzuwarten. Spring gibt sich jedenfalls betont optimistisch und rechnet nach wie vor mit 110.000 Besuchern. Bleibt zu hoffen, dass von der propagierten „Weltoffenheit“ im Laufe der Veranstaltung mehr zu spüren sein wird, als es die bisherige Informationspolitik der Veranstalter befürchten lässt.