Für Verwunderung bei den Gästen, die eigens für ihre Anwesenheit auf der Zuschauertribüne zu einem tagesaktuellen Corona-Test genötigt wurden, sorgte auch die Tatsache, dass sie während der gesamten Veranstaltung argwöhnisch von zahlreichen Einsatzkräften der Polizeibehörde beäugt wurden. Diese traten in Kampfmontur gekleidet und mit Knüppel, Handschellen und Pfefferspray bewaffnet, äußerst autoritär auf.
Für ungläubiges Kopfschütteln sorgte zudem die aktuelle Neuerung, die sich die Zwickauer Stadtspitze offenbar ausgedacht hat, um kritische Öffentlichkeit noch wirksamer als bisher abzuschrecken. Ab jetzt sind nur noch ganze zehn Personen als Zuschauer bei den Stadtratssitzungen zugelassen. Die Plätze dafür sollen ausgelost werden. Wie bei jeder Tombola ist der Rechtsweg dabei natürlich ausgeschlossen. Es dürfte also niemanden verwundern, wenn diese Muppet-Show in Zukunft ganz unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden sollte. Das ist umso bedenklicher, da auf Geheiß der Oberbürgermeisterin nur noch tendenziell unkritische Journalisten zugelassen werden und zudem ein striktes Foto-, Video- und Audio-Verbot während der Sitzungen herrscht. Der einzige dafür autorisierte Fernsehsender, Westsachsen TV, sendete gestern bezeichnenderweise erstmalig auch nur eine geschnittene Fassung der Stadtratssitzung.
Ein gestern „aus Platzgründen“ abgewiesener Zwickauer äußerte sich wie folgt: „Aus gutem Grund ist es gesetzlich festgelegt, dass Stadtratssitzungen öffentlich zu sein haben. Dies scheint der Oberbürgermeisterin offensichtlich ein Dorn im Auge zu sein. Stellt sich die Frage, ob das, was da hinter quasi verschlossenen Türen ausgeheckt wird, dann überhaupt noch legal ist. Ich habe da so meine Zweifel. In Zukunft wird man wohl andere Wege finden müssen, sich Gehör zu verschaffen“. Vermutlich hat dieser Mann recht.
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