23 September 2025

Schocken: Geschichtsträchtiges Haus erstrahlt in neuem Glanz

Westsachsen/Zwickau.- Es ist ein Ereignis, was noch vor zehn Jahren kaum vorstellbar war: Gestern konnte in Zwickau der Gebäudekomplex des früheren Kaufhauses Schocken offiziell wiedereröffnet werden. Die GP Papenburg Hochbau GmbH aus Halle hat das gut 3.000 Quadratmeter große Areal seit Mai 2022 für rund 33 Millionen Euro, mit Unterstützung von Bund, Land und Stadt aufwendig saniert und umgebaut. Das „Schocken“ war einst zentraler Bestandteil des gleichnamigen jüdischen Kaufhauskonzerns gewesen, der in Sachsens viertgrößter Stadt seinen Sitz hatte. An der Eröffnung nahmen rund 150 Gäste aus Politik und Wirtschaft teil, unter ihnen der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer, die Oberbürgermeisterin, Constance Arndt, sowie der Geschäftsführer der GP Papenburg Hochbau GmbH, Frank Heinze.
Zwickaus Oberbürgermeisterin Constance Arndt und
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer
Ministerpräsident Michael Kretschmer (Foto) freut sich über die Wiederbelebung des geschichtsträchtigen Kulturdenkmals: „Die Geschichte des Kaufhauses Schocken gehört fest zur sächsischen Identität und symbolisiert den wirtschaftlichen Aufstieg unseres Freistaats Anfang des 20. Jahrhunderts. Dass die historische Zentrale des früheren Konzerns heute in neuem Glanz erstrahlt, ist ein großer Gewinn für Zwickau und die Region. Die komplexe Sanierung ist ein Zeugnis höchster Handwerkskunst und setzt neue Impulse für eine lebendige Innenstadt.“
„In der Tat ist die Sanierung des ‚Schocken‘ ein anspruchsvolles und zugleich auf höchstem Maße baulich herausforderndes Projekt gewesen. Trotz der vielen im Vorfeld in dieser Dimension nicht erkennbaren Unwegsamkeiten haben wir, insbesondere unser Projektteam, ein Objekt errichtet, auf das wir und die Stadt Zwickau zurecht stolz sein können“, so Frank Heinze, Geschäftsführer der GP Papenburg Hochbau GmbH. Auch Oberbürgermeisterin Constance Arndt würdigt das Projekt: „An diesem Tag gilt es, dankbar zu sein: All jenen, die in den letzten Jahren an die Revitalisierung des ‚Schocken’ geglaubt haben und diese mit viel Einsatz verfolgten. Herzlich danke ich insbesondere der GP Papenburg Hochbau GmbH, allen am Bau Beteiligten sowie den Fördermittelgebern und Mietern, dass dieses für unsere Stadt so wichtige Projekt realisiert werden konnte.“
Die beiden früheren Zwickauer Oberbürgermeister
Pia Findeiß (links) und Rainer Eichhorn (rechts)
Die Wurzeln des „Schocken“ reichen auf den 18. März 1901 zurück, als Simon Schocken, der in die Eigentümerfamilie des Leipziger Kaufhauses Ury eingeheiratet hatte, die Leitung des Warenhauses „Ury Gebrüder Zwickau/Leipzig“ in der Hauptstraße übernimmt. 1906 ging das Haus in seinen Besitz über. Mit seinem Bruder Salman Schocken gründete er 1907 die Einkaufszentrale „I. Schocken Söhne Zwickau“.
Der Schocken-Konzern wuchs schließlich zu einem der größten Warenhauskonzerne Deutschlands heran, mit Zweigniederlassungen in rund 20 deutschen Städten, darunter Chemnitz, Nürnberg, Regensburg und Stuttgart.
1938 zwang die antisemitische Politik der Nationalsozialisten die Familie zur Aufgabe ihres Unternehmens, das sie schließlich verkaufen mussten. Zu DDR-Zeiten war hier ein „konsument“-Warenhaus zu finden, nach der deutschen Wiedervereinigung zog „Horten“ in das Gebäude ein. Seit der Schließung im Jahr 1999 stand das Gebäude weitestgehend leer, der bauliche Zustand verschlechterte sich.
Seit 1901 erfuhr das Gebäude zahlreiche Umbauten und Erweiterungen – eine große Herausforderung für den neuen Bauherrn. Unter anderem galt es - unter Wahrung des Denkmalschutzes – Entkernungsarbeiten durchzuführen, neue Gebäudeteile zu errichten sowie den zu erhaltenden Bestand behutsam zu sanieren - und das bei unterschiedlichen Geschosshöhen, in den beengten Verhältnissen des Stadtzentrums und bei zuvor nicht erkennbaren Schäden und erstaunlichen Befunden, wie beispielsweise dem aus dem 15. Jahrhundert stammenden Dachstuhl in der Hauptstraße 3-5. An der Projektumsetzung waren rund 140 Firmen sowie 30 Planungsbüros beteiligt!
Zwischen der Zwickauer Hauptstraße und der Marienstraße ist nun eine moderne und zukunftsfähige Immobilie entstanden, die maßgeblich zur Aufwertung der Zwickauer Innenstadt beiträgt und mit der zugleich Geschichte bewahrt wird. Auf einer Mietfläche von ca. 10.400 Quadratmetern sind Flächen für Einzelhandel, Hotel und Büros zu finden. Bereits eröffnet haben das neue B&B Hotel sowie REWE im Erdgeschoss. Anfang Oktober ziehen aus der Stadtverwaltung das Umwelt- und Stadtplanungsamt sowie Teile des Amtes für Familie, Schule und Soziales ein. Weitere Mieter sind das Sächsische Immobilien- und Baumanagement und das Kunsthandwerk Liebig.
Quelle und Fotos: Stadtverwaltung Zwickau