Nur wenige Kliniken in Sachsen besitzen diese begehrte Weiterbildungsermächtigung. Die Voraussetzungen, die von der Fachgesellschaft gefordert werden, sind dahingehend sehr streng. Einbezogen werden zum Beispiel das Spektrum von Erkrankungen und Verletzungen, die Hirnfunktionsstörungen zur Folge haben, die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten, Physiotherapeuten, Sprachtherapeuten und Ergotherapeuten und die räumliche Struktur der Klinik. Weiterhin ist eine Ausstattung nach dem neuesten Kenntnisstand im Bereich der Diagnostik und Therapie Grundlage.
„Wir erfüllen in unserer Klinik alle geforderten Vorgaben für die Weiterbildungsermächtigung Klinische Neuropsychologie. Von unseren hohen Qualitätsstandards und der tiefgreifenden und ganzheitlichen Herangehensweise in Diagnostik und Therapie profitieren vor allem unsere Patienten.“ erklärt Dr. med. Bert Winkler, Chefarzt der Klinik für Neurologie.
Die Klinische Neuropsychologie befasst sich mit der Diagnostik und Therapie beeinträchtigter Funktionen des Gehirns. Die Ursachen für solche Beeinträchtigungen sind vielfältig und betreffen sowohl Patienten der Klinik für Neurologie als auch der Klinik für Neurochirurgie. Für neurologische Patienten ist eine neuropsychologische Expertise insbesondere erforderlich bei Erkrankungen wie zum Beispiel Schlaganfall, entzündlichen Erkrankungen des Gehirns oder neurodegenerativen Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Demenz. Gerade bei fortgeschrittener Parkinsonerkrankung finden sich komplexe neuropsychologische Defizite, welche einer eingehenden neuropsychologischen Diagnostik bedürfen. Auch für die Indikationsstellung zur Tiefen Hirnstimulation bei Morbus Parkinson ist eine neuropsychologische Beurteilung essenziell. In der Klinik für Neurochirurgie sind es vor allem Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma und Hirntumoren, die den Bedarf einer neuropsychologischen Analyse aufwerfen.
Für eine Diagnosestellung führt Dipl. Psych. Anja Reimann mit den Patienten ausführliche Einzelgespräche, um mehr über die Beschwerden und Einschränkungen zu erfahren. Oft werden hier auch die Angehörigen mit einbezogen. Bei einer neuropsychologischen Testung werden bei den Patienten verschiedene Funktionsbereiche des Gehirns untersucht. Dazu zählen unter anderen sprachliches und nichtsprachliches Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentration, Orientierung, visuell-räumliche Wahrnehmungen und Handlungsplanung sowie -kontrolle. Die Diagnostik bildet die Grundlage für eine sich anschließende Therapie, die schon in der Klinik beginnen und später ambulant oder in einer Rehabilitationseinrichtung fortgesetzt werden kann.
Ziel der Klinischen Neuropsychologie ist die Regenerationsfähigkeit des Gehirns schon in einer möglichst frühen Krankheitsphase zu nutzen, um bestimmte Gehirnfunktionen zu fördern. Damit werden nach Krankheit oder Unfall Defizite minimiert und die Patienten befähigt, einen möglichst hohen Grad an Lebensselbständigkeit zu erhalten.
In einer neuropsychologischen Therapie werden Störungen der kognitiven Funktionen, wie Konzentrationsprobleme, Sprachstörungen, Orientierungsprobleme oder Gedächtnisverlust behandelt. Auch Verhaltenstherapien bei Antriebsmangel, Unruhe oder fehlender Selbstkontrolle gehören dazu. Psychologische Gespräche, Entspannungsverfahren und Methoden der Stressbewältigung unterstützen den Patienten bei der emotionalen Verarbeitung der Erkrankung. Ebenfalls ist die Beratung von Angehörigen wichtig, um den Patienten im Alltag zu unterstützen.
Quelle und Foto: Paracelsus Kliniken