Westsachsen/Zwickau.- Unfähigkeit oder Sabotage? Diese Frage stellt sich unwillkürlich, wenn man den Bauverlauf des gemeinsamen Knastprojektes von Sachsen und Thüringen im von Justizskandalen geschüttelten Zwickau beobachtet. „Der Rohbau steht, die Baukosten haben sich von 150 auf 300 Millionen Euro verdoppelt - unter anderem wegen des belasteten Baugrunds auf dem Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes im Stadtteil Marienthal“, berichtet der Mitteldeutsche Rundfunk unter Berufung auf den Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB). Jetzt droht knapp sechs Jahre nach der geplanten Fertigstellung im Jahre 2019 nach der Kostenexplosion auch noch der Teilabriss.
Der ursprüngliche Baubeginn im Jahre 2017 verzögerte sich immer wieder. Erst waren es die Fundamente der alten Gebäude auf dem ehemaligen Bahngelände, die abgerissen werden mussten. Was man selbstverständlich unmöglich vorher wissen konnte. Dann stellte man fest, dass nicht genügend Personal zur Verfügung stehen würde, um den Großknast betreiben zu können. Zu guter Letzt schmiss der Bauherr hin und rückte die Unterlagen nicht heraus. Eine Justizposse, die so nur in Zwickau stattfinden kann. Denn hier herrscht bekanntlich seit Jahren Rechtsbankrott. In einem mehrere hundert Seiten umfassenden Bericht hat der neue Generalplaner jetzt den Rückbau vorgeschlagen. Am Ende droht womöglich der Komplettabriss.
Dem Baustellenexperiment ist ein unwiederbringliches Biotop mit seltenen Tier- und Pflanzenarten zum Opfer gefallen, das sich seit der Wende bis vor rund zehn Jahren hier entwickelt hatte. Die damalige Oberbürgermeisterin Pia Findeiß (SPD) war eine glühende Verfechterin dieses Naturkahlschlages.