31 März 2021

Sonderausstellung: Zwickauer Exponate gehen nach Chemnitz

Westsachsen/Zwickau/Chemnitz.-
Fünf wertvolle Exponate aus dem Zwickauer Stadtarchiv, den KUNSTSAMMLUNGEN und den Priesterhäusern ergänzen eine Sonderausstellung im SMAC Chemnitz. Wenn am Donnerstag, dem 1. April 2021 um 18 Uhr im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz – kurz: SMAC – die neue Sonderausstellung unter dem Titel „DIE STADT. Zwischen Skyline und Latrine“ digital eröffnet wird, sind auch fünf wichtige Exponate aus den Zwickauer Kultureinrichtungen zu sehen.
So zeigen die Priesterhäuser einen Schwurblock („Eidstöckchen“), der farbig gefasst und auf das Jahr 1547 datiert ist. Er hat die Gestalt eines Reliquienschreins und trägt – wahrscheinlich als Warnung vor Meineiden – die Aufschrift „DV SOLT NIT SCHWEREN BEDENCK DAS ENDE“. Auf einer Seite ist der Schwurblock mit einer Kreuzigungsszene bemalt, auf der anderen Seite ist Christus als Weltenrichter dargestellt. Es stammt aus der ehemaligen Gerichtsstube in Zwickau.
Die KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum stellen ein Ölgemälde eines unbekannten Malers mit der Bezeichnung „Zwickau – Das Obere Tor“, angefertigt nach einer Lithografie der Herzog Chronik von Zwickau (dort datiert 1882), als Leihgabe zur Verfügung. Zu sehen ist darauf das Stadttor mit der dazugehörigen Stadtmauer, der Grabenbrücke und dem Schlagbaum. Im Turm befindet sich eine Tafel mit einem eingelassenen Schwan, dem Wappentier der Stadt Zwickau. Rechts des Turmes erkennt man ein Haus mit einem Staffelgiebel. („Dünnebierhaus“). Das Bild wurde in Vorbereitung der Ausstellung konservatorisch behandelt, d.h. die Oberflächen wurden gereinigt und die losen Malschichtpartien wieder gefestigt und planiert sowie der Firnis abgenommen. So erstrahlt es wieder in einem freundlichen Licht.
Das Stadtarchiv Zwickau steuert eines seiner wertvollsten Exponate und gleichzeitig einen der Höhepunkte in der Ausstellung bei: Den Codex Statutorum Zviccaviensium, das Zwickauer Stadtrechtsbuch, aus dem Jahr 1348. Er fixiert erstmals das Gewohnheitsrecht für unsere Stadt und zählt zu den ältesten schriftlichen Überlieferungen im Stadtarchiv. Als eigenständige Quelle zur Sozial-, Wirtschafts- und Politikgeschichte mit überregionaler Ausstrahlkraft steht er auf einer Stufe mit dem Freiberger Stadtrecht von 1300 und gilt als Vorlage für weitere Stadtrechtskodifizierungen. Angelegt von „Heinrich dem Schreiber“ hat er aufgrund seiner Rechtsbedeutung und seiner verwaltungsleitenden Funktion einen besonderen Schutz genossen, weshalb er viele Brände, v.a. den großen Stadtbrand von 1403, unbeschadet überstanden hat. Neben der in Deutsch verfassten Beschreibung der Bürgerrechte und -pflichten enthält er die ersten Handwerks-ordnungen: in diesem Zusammenhang auch die Ersterwähnung des Gebrauchs von Steinkohle durch die Schmiede. Von besonderem Wert sind die farbigen Miniatur-zeichnungen mittelalterlicher Strafen, da Zwickau zu dieser Zeit Inhaber der hohen Gerichtsbarkeit war – ein Recht, was nur wenigen anderen Städten zustand. Der Codex befindet sich in einem hervorragenden Zustand, lediglich der Einband wurde 2019 restauriert. Mittlerweile liegt er in digitaler Form vor, so dass das Original nicht mehr in die Hand genommen werden muss. Eine große Ausnahme stellt nun die Ausstellung in Chemnitz dar, in der das Original aus konservatorischen Gründen vier Wochen zu Beginn und zwei Wochen vor Ende der Ausstellung den Besuchern präsentiert wird. Darüber hinaus gehen noch der älteste bekannte Siegelstempel der Stadt aus dem Jahr 1290 und ein Stadtsiegel aus rotem Wachs aus dem Jahr 1473 auf die Reise nach Chemnitz.
Die Ausstellung ist vom 1. April bis zum 26. September 2021 bis zu einer Öffnung der Museen vorerst online zu sehen. In der Schau geht es um die Stadt als kulturübergreifendes Phänomen und zentraler Ort in komplexen Gesellschaften. Ausgangspunkt ist die sächsische Stadtarchäologie, die Schichten und Spuren freilegt, welche unsere Städte oft bis heute prägen. Exponate kommen aus Städten des Zweistromlandes, der klassischen Antike, des Mittelalters, der Neuzeit und vielleicht sogar der „Zukunft“.

Quelle und Fotos: Stadtverwaltung Zwickau