14 September 2023

Expertise und Knowhow: Kampf gegen Cybercrime und Amtsmissbrauch

Westsachsen/Dresden/Zwickau.-
„Beim Thema Kriminalität haben die Sachsen hauptsächlich Angst vor Internetstraftaten“. Das sagte Generalstaatsanwalt Martin Uebele (Foto Mitte) während einer Pressekonferenz zum Thema Cyberkriminalität am Montag in Dresden. Deshalb wolle man jetzt mit mehr Expertise und technischem Knowhow verstärkt in diesem Sektor tätig werden.
Derzeit liegt die Aufklärungsquote bei gerade mal 30 Prozent. Das sei sehr unbefriedigend und auch dem Umstand geschuldet, dass zwei Drittel der Anzeigen gegen Unbekannt erstattet werden, berichtet der Leiter der Zentralstelle Cybercrime, Robert Gutte (Foto links). Ein Schwerpunkt sei das sogenannte „Cybertrading“. Damit werden Menschen über betrügerische Anlage-Plattformen im Netz um ihr Erspartes gebracht. Dazu Gutte: „Vier- bis sechsstellige Beträge sind keine Seltenheit. Insgesamt bewegt sich die Schadenssumme in Deutschland geschätzt im dreistelligen Millionenbereich, europaweit sicher über der Milliardengrenze. Tendenz steigend“. Dass die Täter aus dem Ausland agieren, erschwert die Strafverfolgung. Callcenter in Osteuropa (Georgien, Mazedonien, Albanien, Bulgarien) übernehmen die Transaktionen, die über viele verschleierte Konten, oft in Kryptowährung ablaufen. Nur selten gelingt es den Behörden, die Täter in Deutschland vor Gericht zu stellen oder gar zu verurteilen. Russland habe gerade wenig Interesse an einer Strafverfolgung von Landsleuten, die im europäischen Ausland agieren, so Robert Gutte.
In einem aktuellen Verfahren habe man in Deutschland bisher 2600 Geschädigte identifiziert. Die Täter tummelten sich auf mehreren Hundert Plattformen. Im November 2022 wurden in einer konzertierten Aktion in Tiflis (Georgien) 22 Objekte durchsucht. 170 Server samt Unmengen von Daten wurden beschlagnahmt. Dazu Handys und Computer. Ein mutmaßlicher Täter wurde festgenommen und sitzt derzeit in Dresden in Untersuchungshaft.
Dennoch bleibt es ein ungleicher Kampf. „Derzeit werden zur Verstärkung zwei Schwerpunktstaatsanwaltschaften mit je drei Stellen für speziell dafür ausgebildetes Personal in Dresden und Leipzig eingerichtet“, sagt Justizministerin Katja Meier (Foto rechts). Dazu gehören Sonderdezernate in den Staatsanwaltschaften Chemnitz, Görlitz und Zwickau. Die Mitarbeiterqualifizierung wird einige Zeit in Anspruch nehmen.
Am Rande der Pressekonferenz kam auch die problematische Situation an den Zwickauer Gerichten zur Sprache. Hier agiert eine kriminelle Vereinigung innerhalb der Justiz (WSZ berichtete). Das Sächsische Justizministerium beschäftigt sich nun erneut mit dem Fall der Überklebung eines gültigen Rechtskraftvermerkes sowie der Anwendung des falschen Familienrechts am Zwickauer Amtsgericht. Ergebnis offen...
Quelle: SMJ
Foto: WSZ