Nach der Einführung durch Constance Arndt erläuterte Norbert Prange, Referent der LTV, insbesondere die neuen Einschätzungen und die sich daraus ergebenden Risiken. So werden die Hochwasserereignisse von 2002 und 2013, die oftmals als Jahrhunderthochwasser bezeichnet wurden, nun „nur“ als HQ 50 eingestuft. HQ 50 meint Hochwasser, wie sie - statistisch betrachtet - alle 50 Jahre auftreten. Die Werte für ein HQ 100, also ein im Durchschnitt einmal in 100 Jahren auftretendes Ereignis, müssen aufgrund der aktuellen Einschätzungen höher angegeben werden, was Wasserdurchfluss und Pegelhöhe der Zwickauer Mulde betrifft. Anhand verschiedener Kartenbeispiele erläuterte Prange die errechneten Modelle sowie die Risiken und Gefahren.
Im Rahmen seines Referates wies er außerdem auf die Hochwasserschutzmaßnahmen im Stadtgebiet hin, in welche die LTV seit 2006 insgesamt gut 24 Millionen Euro investierte. Zu den Projekten zählten seit 2006 beispielsweise die Deichertüchtigung im Bereich des Parks „Neue Welt“, das Hochufer im Bereich des innerstädtischen B 93-Tunnels, die Rückstauverhinderung am Moritzbach in Pölbitz oder – erst jüngst fertig gestellt – die Hochwasserschutzwand in Bockwa. Voraussichtlich 2025/2026 soll die Deicherhöhung zwischen Pölbitzer Brücke und „Wismut“ realisiert werden. In diesem Bereich liegt auch die „Pappelkurve“.
Martin Vorreyer vom städtischen Feuerwehramt ging danach auf die Bereiche ein, die insbesondere bei einem HQ 100 entsprechend der jetzt vorliegenden Einstufungen gefährdet sind. Noch keine definitiven Aussagen lassen sich für Bockwa treffen. Aufgrund der neuen Hochwasserschutzmauer müssen erst Berechnungen angestellt werden. Anhand von Karten ging er auf die kritischen Stellen in den Bereichen Cainsdorf/Cainsdorfer Bahnhof, Mündung Planitzbach und Innenstadt ein. Ebenfalls wies er auf die möglichen Gefährdungen durch ein Jahrhunderthochwasser im Abschnitt Talstraße bis 04-Bad, Pölbitz und Crossen hin. Für Mosel (VW-Werk) und Schlunzig ergeben die Analysen des Freistaates auch bei einem HQ 100 keine gravierenden Gefährdungen für Wohn- oder Wirtschaftsstandorte.
Ergänzend skizzierte der Leiter des Feuerwehramtes, Nils Eichhorn, Strategien und Maßnahmen der Stadt Zwickau im Ereignisfall. Für die Pappelkurve, die Mündung des Moritzbaches sowie den Bereich Angerstraße stehen mobile Schutzsysteme zur Verfügung, die in Auswertung des Hochwassers 2013 angeschafft wurden. Zudem besitzt die Stadt rund 250.000 Sandsäcke. Eichhorn erläuterte, dass die städtische Wasserwehr erforderlichenfalls bereits vor den ersten Hochwasseralarmstufen mit den ersten Arbeiten beginnen würde. Gemeinsam appellierten die Referenten sowie Constance Arndt, dass alle Bürgerinnen und Bürger auch an die Eigenvorsorge denken sollten. Hochwasser und der Schutz davor gehe alle an.
In der folgenden Diskussion stellten vor allem Bürgerinnen und Bürger aus Pölbitz ihre Fragen. Ein Teil davon konnte sofort beantwortet werden. Andere Anliegen werden im Nachgang noch schriftlich beantwortet.
Quelle und Foto: Stadtverwaltung Zwickau