Einige geladene Gäste blieben der Veranstaltung mit dem Argument „Sparkasse Zwickau? Das hat doch mit mir nichts zu tun!“ fern. Dem widersprach Professor Jasny mit einem einfachen Beispiel: „Einzige Möglichkeit, sich der Sparkasse zu entziehen ist, Sie ziehen um. Sobald Sie jedoch da wohnen, sind Sie betroffen, ob Sie wollen oder nicht. Macht die Sparkasse Gewinn, fließt Geld zum Beispiel in Form von Gewerbesteuern in die Gemeindekasse. Damit kann die Verwaltung dann Projekte wie die Sanierung öffentlicher Gebäude (Kitas, Schulen) oder Straßen finanzieren und so weiter. Werden aber, wie hier in Zwickau geschehen, mehrere Millionen Euro Verlust erwirtschaftet, dann fordert die Sparkasse sogar Geld vom Finanzamt zurück. Damit sind nicht nur bereits geplante Projekte in Gefahr, sondern unter Umständen der gesamte Haushalt einer Stadt. So wie 2020 in Zwickau, als eine Haushaltssperre drohte, weil die Sparkasse wegen ihrer Aktiengeschäfte in Schieflage geriet“ (WSZ berichtete).
Jasny weiter: „Ist es etwas Ungewöhnliches, dass die Sparkasse Verlust ausweist? Ja. Denn von 376 Sparkassen in Deutschland gab es 2020 gerade mal 2, die Verluste ausgewiesen haben. Eine davon ist die Sparkasse Zwickau, unter anderem wegen der 47 Millionen, die wir schon kennen. 2021 wurden nochmals Verluste ausgewiesen. Da waren aber noch keine Marktturbulenzen und keine Abschreibungen in Größenordnungen. Die Prognose für 2022 ist ebenfalls nicht gut.“ In diesem Zusammenhang spricht Jasny sogar über einen möglichen Verlust von rund 100 Millionen Euro im laufenden Jahr, den die Sparkasse Zwickau in ihrer Prognose selbst veranschlagt.
Wer trägt nun die Verantwortung für diese Entwicklung? Laut Aussage des Professors eindeutig die Verwaltungsräte unter der Leitung von Landrat Christoph Scheurer und Oberbürgermeisterin Pia Findeiß, später Constance Arndt. Das Hauptproblem sei jedoch, dass die meisten der Verwaltungsratsmitglieder vom Bankgeschäft keine Ahnung haben. Jasny: „In Deutschland braucht man für alles eine Genehmigung und Qualifizierungsnachweise. Wenn Sie ein Moped fahren wollen, brauchen Sie einen Führerschein. Wenn Sie Verwaltungsrat einer Sparkasse werden wollen, reicht es aus, wenn Sie 18 Jahre alt sind. Damit ist eigentlich alles gesagt.“
Ein weiteres Thema des Abends waren die Verflechtungen und Abhängigkeiten zwischen den Verwaltungsräten und der Sparkasse. Sobald Gelder in Form von Krediten oder anderen Zuwendungen wie Spenden für einen Verein, bei dem ein Verwaltungsratsmitglied im Vorstand sitzt, fließen, ist eine wirksame Kontrolle praktisch nicht mehr möglich. All das ist hier in Zwickau nachweislich der Fall.
Wer sich das Video anschauen möchte, sollte sich unbedingt die Zeit dafür nehmen, um den Zusammenhang zu verstehen. Hier geht's zum Vortrag bei YouTube
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