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04 September 2025

Böser Kommentar: Verdacht der versuchten Nötigung und Bedrohung

Westsachsen/Riesa/Dresden.-
Die Staatsanwaltschaft Dresden hat beim Amtsgericht Meißen –Strafrichter– beantragt, gegen einen 59-jährigen Deutschen im beschleunigten Verfahren zu verhandeln. Dem Beschuldigten liegt versuchte Nötigung und Bedrohung zum Nachteil des Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen zur Last.
Ihm wird vorgeworfen, am Abend des 21. August 2025 unter seinem Account in einem Kommunikationsnetzwerk einen Kommentar veröffentlicht und dabei dem Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer (CDU/Foto) mit physischer Gewalt gedroht zu haben, um zu verhindern, dass dieser das Oldtimer-Rennen am 23. und 24. August 2025 in Riesa besucht. Dies gelang dem Beschuldigten entgegen seiner Erwartung nicht.
Der Beschuldigte ist geständig und nicht vorbestraft. Das Amtsgericht Meißen hat dem Antrag der Staatsanwaltschaft Dresden bereits entsprochen und Termin zur Verhandlung im beschleunigten Verfahren auf den 10. September 2025 bestimmt.
Quelle: Staatsanwaltschaft Dresden
Foto: Facebook/Michael Kretschmer

Von Stasi durchsetzte Justiz: Werden in Zwickau wieder Akten vernichtet?

Westsachsen/Zwickau/Dresden.- Urkundenfälschung, Strafvereitelung im Amt, Rechtsbeugung, Unterschlagung von Unterlagen, Betrug... Die Liste der Vergehen innerhalb der Zwickauer Justiz reißt nicht ab. Das meiste davon ist in Gerichtsakten dokumentiert, den jeweiligen Bearbeitern zugeordnet und mit Aktenzeichen versehen. Leicht nachzuprüfen also, wer wann was verbockt hat. Doch damit soll nun offensichtlich Schluss sein. Zumindest, wenn es nach dem Willen der Zwickauer Staatsanwaltschaft geht. Hier hat man begonnen, brisante Akten zu vernichten. Dabei geht es auch um nicht abgeschlossene Mordermittlungen.
Dem RechercheTeam der Westsächsischen Zeitung (WSZ) ist es gelungen, Teile dieser Akten zu sichern. Einiges lag aus vorangegangener Recherche und Veröffentlichung bereits vor. Jetzt kommen neue Details ans Licht, die von ungeheurer krimineller Energie innerhalb der Zwickauer Justiz zeugen. Da ist die Rede von verschwundenen Tatortfotos, von einem unter staatlicher Aufsicht stehenden Verdächtigen, der drei Monate lang angeblich unbemerkt tot in seiner Wohnung lag und von Zeugen, die trotz ihrer Bereitschaft zu den Umständen mehrerer Morde auszusagen, nicht ordnungsgemäß angehört werden. Mitteilungen wie diese lassen aufhorchen: „...Der (Name Geschädigter) wurde am (Datum) in (Ort) tot aufgefunden. ...Unterlagen zu den damaligen Ermittlungen sind nicht vorhanden, nur noch die Sterbeurkunde...“
Dagegen scheint die Überklebung des gültigen Rechtskraftvermerkes in der Akte 8 F 1059/07 kalter Kaffee zu sein. Doch auch das darf nicht geduldet werden! Wehret den Anfängen, heißt es nicht umsonst.
Im „Lumpenhund-Buch“ bekommt der Leser den
Zustand der 
Zwickauer Justiz ausführlich beschrieben.
Selbstverständlich wurden nach Kenntnisnahme durch das WSZ-Team sofort die zuständigen Behörden informiert. Allerdings ist es in Sachsen so, dass zum Beispiel die Generalstaatsanwaltschaft Dresden wenig Interesse daran hat, dienstrechtliche Maßnahmen gegen die leitenden Oberstaatsanwälte in Zwickau einzuleiten. Das mag in Teilen mit der prekären Personalsituation zusammenhängen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass man sich aus der Vergangenheit gegenseitig gewisse „Gefallen schuldet“. So hat wohl im Prinzip jeder gegen jeden irgend etwas in der Hand, was davon abhält, gegen den jeweils anderen rechtliche Konsequenzen durchzusetzen. Deshalb gehört die Sache raus aus Sachsen, wie es bereits eine Richterin empfohlen hat. Ob die Vorfälle, die bis in die 1980er Jahre zurück reichen, alle lückenlos aufgeklärt werden können, ist eher unwahrscheinlich. Die damals wie heute damit befassten Staatsanwälte gehen bald in den Ruhestand. Bis dahin sollte die Aktenvernichtung abgeschlossen sein. Die übergeordneten Behörden werden sicher so lange warten, um nicht noch mehr Staub aufzuwirbeln.

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03 September 2025

Zu halbherzig: Zwickau und Werdau machen sich kriegstüchtig

Das Zwickauer Rathaus in Friedenszeiten
Westsachsen/Werdau/Zwickau.- Nach Medienberichten über laufende Gespräche zwischen Vertretern der Bundeswehr, des Landratsamtes und der Zwickauer Stadtverwaltung sieht sich das Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW) in der Pflicht, für Transparenz zu sorgen. Deshalb hat der Zwickauer BSW-Kreisverband einen Fragenkataloge erstellt. Er will wissen, ob die Oberbürgermeister der beiden kreisfreien Städte Constance Arndt (Zwickau) und Sören Kristensen (Werdau) sowie der Landrat Carsten Michaelis (CDU) an etwaigen Gesprächen mit Bundeswehr-Offizieren teilgenommen haben und falls ja, was dort genau besprochen wurde. Vorher schon hatte das BSW im Sächsischen Landtag eine Große Anfrage an die Staatsregierung gestellt.
Das Zwickauer Rathaus in Kriegszeiten

Es geht um den „Operationsplan Deutschland“. Dies ist ein gesamtstaatlicher Plan zur Landes- und Bündnisverteidigung, der im Zusammenhang mit dem Ukraine-Kriegt entwickelt wurde. Damit sollen Sicherheitsbehörden, Katastrophenschutzorganisationen und private Unternehmen vernetzt werden. Der Plan soll die militärische Handlungsfähigkeit Deutschlands sicherstellen und die schnelle Verlegung und Versorgung von Nato-Streitkräften garantieren. Der Freistaat Sachsen nimmt dabei nach Angaben der Bundeswehr eine Schlüsselrolle ein.
Was dieser „Operationsplan“ der Bundeswehr genau vorsieht und wie die Bundesländer, Kommunen und Behörden daran mitwirken sollen, ist bisher kaum bekannt. Genau das sieht der Zwickauer BSW-Kreisverband kritisch: „Wir stehen klar an der Seite unserer Einsatz- und Hilfskräfte und befürworten einen wirksamen Katastrophen- und Bevölkerungsschutz. Was wir aber ablehnen, ist intransparente Geheimdiplomatie hinter verschlossenen Türen“, sagt der Werdauer Stadtrat Heiko Döhler. Es sei wichtig, die Bürger darüber zu informieren, ob im Landkreis Zwickau bereits Planungen laufen, welche Infrastruktur betroffen sein wird und ob Schutzbunker eine Rolle spielen.
Das Werdauer Rathaus in Friedenszeiten
Döhler schickte am Wochenende eine längere Liste mit Fragen an den Werdauer Oberbürgermeister Sören Kristensen (Unabhängige Liste). Er erkundigte sich nach konkreten Treffen zwischen der Stadtverwaltung Werdau mit Vertretern der Bundeswehr oder anderer Sicherheitsbehörden sowie nach Inhalten, die während der Treffen besprochen wurden. Auch nach möglichen Konsequenzen etwaiger Maßnahmen für die Stadt Werdau, vor allem im Hinblick auf den Katastrophenschutz.
Das Werdauer Rathaus in Kriegszeiten
Die Antwort Kristensens auf den Fragenkatalog kommt umgehend, fällt aber karg aus: Treffen zwischen der Stadtverwaltung Werdau und der Bundeswehr zum Operationsplan habe es bisher nicht gegeben. Auch zu möglichen finanziellen und personellen Auswirkungen der Planungen auf die Stadt Werdau könne er keine Aussage treffen. Sehr wahrscheinlich fällt die Antwort der Zwickauer Oberbürgermeisterin Constance Arndt (BfZ) auf den BSW-Fragenkatalog ähnlich aus. Für den Katastrophenschutz ist der Landkreis zuständig. Gegenüber der Presse teilt das Landratsamt mit, dass Landrat Carsten Michaelis (CDU) noch keine konkreten Gespräche mit Bundeswehrvertretern über Detailplanungen für den Kreis Zwickau geführt habe. Stattdessen gebe es einen regelmäßigen Austausch mit allen relevanten Behörden des Bevölkerungsschutzes, bei dem bisher auch allgemeine Informationen zum „Operationsplan Deutschland“ weitergegeben worden seien. „Ungeachtet dessen ist sich der Landkreis seiner Verantwortung im Bereich des Bevölkerungsschutzes bewusst“, sagt Sprecher Sebastian Brückner mit Verweis auf eine neue Stelle für Zivilschutz im Landratsamt. Sollten künftig konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, werde mit dieser Stelle abgestimmt, die Öffentlichkeit entsprechend zu informieren. Dem BSW ist das zu halbherzig. „Ich wünsche mir einen regen und transparenten Austausch zwischen dem Kreistag und den Verantwortlichen im Landratsamt“, sagt Heiko Döhler dazu.
Quelle: FP
Fotos: KI