„Im Juli dieses Jahres war nach der Veröffentlichung meiner Studie zu den Wertpapiereigengeschäften vom Deutschen Sparkassenverband zu hören, dass »… die Fakten falsch sind …«. Als im November auch die Bundesbank in ihrem Finanzmarktstabilitätsbericht 2022 vor hohen Abschreibungen bei den Sparkassen warnte, war auf Nachfrage von Markus Lachmann von FinanzBusiness lediglich seitens des Pressesprechers des DSGV - Deutscher Sparkassen- und Giroverband zu hören, »Der DSGV hat keinen Grund, an seiner Bewertung aus dem Sommer irgendetwas zu ändern«.
Dass eine solche Einschätzung aber nicht von allen Regionalverbänden geteilt wird, zeigt jetzt ein aktuelles Interview. Der bayerische Sparkassenpräsident Ulrich Reuter (der dem Vernehmen nach als potentieller Nachfolger des amtierenden DSGV-Präsidenten gehandelt wird) erklärte in einem Bloomberg-Interview: »Zinsbedingte Abschreibungen auf festverzinsliche Wertpapierbestände schlagen für das Jahr 2022 hart ins Kontor«. Er selbst spricht von einem »hohen dreistelligen Millionen Betrag« für die bayerischen Sparkassen. Dabei sind die wirklichen Problemsparkassen in Bayern gar nicht zu finden, sondern vielmehr in Ostdeutschland, zum Beispiel Zwickau, wie meine Studie schon vor einigen Monaten gezeigt hat. Da werden im »worst case« ganz andere »Hausnummern« aufgerufen werden. Solche zaghaften öffentlichen Kehrtwenden machen schmerzhaft bewusst, dass Verluste von öffentlich-rechtlichen Instituten wie Sparkassen sich über kurz oder lang in den Gemeindehaushalten niederschlagen: Entweder als entgangene Gewerbesteuereinnahme bei geringeren Gewinnausweisen, oder sogar als Gewerbesteuerrückforderung bei Verlusten. Dann treffen die Wertpapiereigengeschäfte der Sparkassen uns alle.“
Quelle: Blomberg / FinanzBusiness / Prof. Ralf Jasny