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14 April 2022

Schlimmer als je zuvor: „Die Seilschaften sitzen überall!“

Westsachsen/Zwickau/Dresden.- „Als wir 1989 auf die Straße gegangen sind, wollten wir nicht nur Reisefreiheit und Westgeld. Wir wollten auch die Stasi besiegen. Heute hat sie uns besiegt. Die Situation ist jetzt schlimmer als je zuvor.“ Diese Erkenntnis offenbart Sven Trautmann. Der Familienvater aus Königsbrück bei Dresden steckt seit Jahren mitten im Stasisumpf der alten Seilschaften. Das bestätigte ihm seine Rechtsanwältin während eines Verfahrens um das Sorgerecht für seine Tochter Xenia. „Die Juristin sagte mir, dass ich an Seilschaften geraten bin, und dass die DDR noch lange nicht untergegangen ist“, so Trautmann. „Die Seilschaften sitzen überall: im Gericht, im öffentlichen Dienst, auf Arbeitsstellen und so weiter!“. Er ist als Betroffener und Zeuge direkt von diesen Machenschaften betroffen. „Meine Tochter Xenia wurde mir von diesen Leuten geraubt. Sie sind böse, krank und kriminell. Sie begehen Kindesraub in Perfektion.“
Vieles von dem, was wir von dem Mann aus Dresden erfahren, ist nicht neu. Ähnliche Strukturen gibt es auch in Zwickau, Plauen und anderswo in Sachsen. Nur die wenigsten wissen davon. Und die, die es wissen, sind entweder selbst darin verwickelt oder so sehr eingeschüchtert, dass sie lieber schweigen.
Dabei ist es enorm wichtig, dass gerade dieses Thema immer wieder zur öffentlichen Diskussion auf die Tagesordnung kommt. Das Sächsische Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG) hat einen Aufruf zur Förderung von Bürgerbeteiligungsvorhaben gestartet. Dazu sagt die Justiz- und Demokratieministerin Katja Meier: „Indem wir neue Formen der politischen Bürgerbeteiligung einführen und den begonnenen Dialog weiter ausbauen wollen wir erreichen, dass die Menschen den demokratischen Prinzipien und den staatlichen Einrichtungen wieder vertrauen“. Erste Kontakte sind geknüpft. Mehrere Vereine und Institutionen aus der Region wollen sich daran beteiligen. Ziel der Kampagne soll jedoch nicht nur die öffentliche Diskussion sein. „Es müssen auch Taten folgen und die Konsequenzen für die Verursacher des Unrechts spürbar sein“, meint nicht nur Sven Trautmann.

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